Die Antwort auf diese Frage kann nicht kurz ausfallen: zu verschieden sind die Perspektiven, unter denen man Hypertext betrachten kann, zu verschieden die spezifischen Anwendungsbereiche. Dementsprechend findet man in der Literatur fast so viele Definitionen von Hypertext wie es Autorinnen gibt, die über Hypertext schreiben.
Weitere Eigenschaften
Die beiden Hypertext-Komponenten Knoten und Link erlauben lediglich eine Basisdefinition von Hypertext - das, was allen Hypertexten gemeinsam ist, und die von allen, die über Hypertext sprechen, gleichermaßen akzeptiert wird. Darüber hinaus besteht aber weniger Einigkeit darüber, was einen Hypertext ausmacht und von anderen Medien der Wissensdarstellung unterscheidet. Je nach Anwendungsbereich, Forschungsrichtung und Forschungsschwerpunkt werden weitere Bedingungen genannt, die erfüllt sein müssen, um einen Text als Hypertext bezeichnen zu können.
Graphische Übersicht über die Hypertext-StrukturDas Vorhandensein einer graphischen Übersicht über die Hypertextstruktur, eines sogenannten Browsers, wird von den meisten Autorinnen als unverzichtbar angesehen. Browser dienen der Orientierung in Hypertexten: Die Visualisierung der Hypertext-Struktur soll die Leserin darin unterstützen, eine Art "mentaler Landkarte" der Hypertext-Struktur zu entwickeln. Browser dienen aber nicht nur der Übersicht über die Hypertext-Struktur, sondern erlauben auch einen direkten Zugriff auf die Knoten des Hypertextes. Durch Anklicken eines der im Browser als Ikonen dargestellten Knoten gelangt die Leserin direkt zu dem entsprechenden Knoten. chenden Knoten. Der Gestaltung, Darstellung und Funktionalität von Browsern ist ein Großteil der Forschungsanstrengungen gewidmet, insbesondere im Zusammenhang mit Hypertexten, die der Wissensvermittlung dienen.
Drei Arten des InformationszugriffsAuf die Informationen eines Hypertextes kann auf drei Arten zugegriffen werden: durch das Verfolgen von Links, durch Volltextsuche und über den Browser.Das Verfolgen von Links stellt gegenüber üblichen Datenbanksystemen eine zusätzliche Möglichkeit des Informationszugriffs dar, der bei diesen nur mit traditionellen Suchmechanismen (Eingabe von Suchbegriffen und deren logischer Verknüpfung) möglich ist. Oft wissen Benutzerinnen aber gar nicht, wonach sie genau suchen und können ihre Suchfrage folglich auch nicht exakt formulieren. In diesen Fällen stellt das Verfolgen von Links eine flexiblere Möglichkeit der Informationssuche dar: Die Benutzerin muß die Suche nicht im Vorhinein planen, sondern kann frei durch den Informationsraum wandern ("browsen"). Neben diesem hypertextspezifischen Zugriffsmechanismus über das Verfolgen von Links sollte auch die Volltextsuche bzw. die Suche über die Eingabe bestimmter Suchbegriffe, wie sie aus üblichen Datenbanksystemen her bekannt ist, unterstützt werden. Wenn das Suchziel exakt formuliert werden kann und die Einordnung der gesuchten Information in ihren Kontext nicht erforderlich ist, dann hat dieser Mechanismus einen eindeutigen zeitlichen Vorteil. Die dritte Art des Informationszugriffs in Hypertexten geschieht über den Browser. Die Darstellung eines Knotens im Browser kann direkt mit der Maus angeklickt werden, woraufhin der entsprechende Knoten angesprungen und auf dem Bildschirm angezeigt wird. Ein Browser ist also eine spezielle Art von Knoten, eine Art Superknoten, der nicht nur die Textstruktur anzeigt, sondern auch direkte Links zu den anderen Knoten des Hyperdokumentes enthält.
Graphische Oberfläche und direkte ManipulationDer Gestaltung der Benutzungsschnittstelle kommt bei Hypertexten eine zentrale Bedeutung zu. Simon (1991) stellt zurecht fest, daß das Schwergewicht bei Hypertext-Entwicklungen auf der Gestaltung der Interaktion und der Oberfläche liegt - im Gegensatz zur "normalen" Software-Programmierung, wo das Schwergewicht auf dem Entwurf der internen Programmlogik liegt. Durch diesen Wandel werden erstmals Forderungen der Software-Ergonomie ins Zentrum gerückt und es besteht die Chance, benutzerzentrierte Software-Entwicklung zu betreiben. Das Vorhandensein einer graphischen Oberfläche und das Prinzip der direkten Manipulation sind bei modernen Hypertext-Systemen feste Bestandteile ihrer Definition. |
Links
Die Knoten eines Hyperdokumentes stehen nicht isoliert nebeneinander, sondern sind über elektronisch unterstützte Verweise, die Links, miteinander verknüpft. Links setzen die Knoten zueinander in Beziehung; sie erst erlauben den Leserinnen die Navigation durch das Informationsnetz. Erst Links und Knoten zusammen ergeben die typische, nicht-lineare Hypertext-Struktur. Alle Links haben einen Ausgangs- und einen Zielpunkt, die Ausgangs- bzw. Ziel-Anker genannt werden. Für Ausgangs-Anker finden sich in der Literatur auch die Begriffe references, linkpoints, Link-Indikatoren, link-icons, hotwords, hot spots oder buttons. Für Ziel-Anker findet man auch die Begriffe link regions, destination points und reference points.
Links können unidirektional oder bidirektional sein. In den meisten Hypertext-Systemen können Links nur entlang einer Richtung verfolgt werden, und zwar vom Ausgangsanker hin zum Zielanker. Diese Links sind unidirektional. In solchen Systemen werden nur indirekt über eine sogenannte Backtrack-Funktion bidirektionale Links unterstützt, d.h. der umgekehrte Weg kann nur dann gegangen werden, wenn zuvor die andere Richtung verfolgt wurde. Intermedia ist eines der wenigen Systeme, das uneingeschränkt bidirektionale Links zur Verfügung stellt.
Links können intra-, inter- oder extrahypertextuell sein. Intrahypertextuelle Links verbinden zwei Bereiche innerhalb eines Knotens miteinander. Diese Link-Art wird meistens dann verwandt, wenn der Knoteninhalt umfangreich und nicht in einem Fenster darstellbar ist. Interhypertextuelle Links verbinden zwei Knoten desselben Hyperdokumentes miteinander, extrahypertextuelle Links verbinden zwei Knoten verschiedener Hyperdokumente.
Links können weiterhin unterschieden werden hinsichtlich der Globalität bzw. Lokalität ihrer Ausgangs- und Ziel-Anker. Ein globaler Anker bezeichnet einen ganzen Knoten, ein lokaler Anker eine bestimmte Region innerhalb eines Knotens. Abbildung 6 zeigt die vier möglichen Kombinationen von globalen und lokalen Ausgangs- bzw. Zielankern. In den meisten Fällen haben die Links einen lokalen Ausgangs-Anker und einen globalen Ziel-Anker. Diese Art der Verknüpfung ist man auch aus Büchern gewöhnt, z.B. von Fußnoten oder Verweisen auf folgende oder vorhergehende Kapitel.
Die wichtigste Unterteilung, die beliebig weiter differenziert werden kann, ist die Unterteilung in referentielle und typisierte Links. Referentielle oder assoziative Verknüpfungen sind die wesentlichen und typischen Verknüpfungen in Hypertexten. Sie stellen Hypertext-Knoten zueinander in Beziehung, ohne daß die Art der Relation explizit spezifiziert werden könnte; es besteht ein irgendwie gearteter Zusammehang zwischen den durch die Links verknüpften Einheiten. Aber auch assiziative Verknüpfungen werden nicht rein willkürlich gesetzt. Referentielle Links sind oft Links, bei denen das Wort selber als Linkanker dient. Meist verweist solch ein Link dann auf einen Knoten, der mehr Informationen zu dem Konzept enthält, das als Linkanker dient. Eine spezielle Form assoziativer Verknüpfungen sind Annotationen, die nicht als selbständige, in sich abgeschlossene Einheiten konzipiert sind, sondern sie ergeben nur im Zusammenhang mit der auf sie verweisenden Einheit einen Sinn. Annotationen werden nicht in separaten Hypertext-Knoten abgelegt, sondern temporär in einem separaten Fenster neben oder über dem aktuellen Text eingeblendet. Typisierte Links sind Verknüpfungen, die die Art der Relation zwischen zwei Knoten angeben. Sie dienen der Strukturierung von Hypertexten und werden auch als strukturierende, organisatorische oder organisationelle Links bezeichnet Conklin (1987) versteht unter "organisationellen Links" solche, die eine hierarchische Struktur im Sinne von "Is-a"-Relationen aufbauen. Hypertexte sind nicht völlig strukturlos: sie verfügen oft neben den assoziativen Links auch über typisierte Links, die dem Text sein dem Inhalt angemessenes Gerüst verleihen. Je nach Anwendungsbereich werden spezielle Linktypen zur Verfügung gestellt, um der Leserin/Benutzerin die Textstruktur zu verdeutlichen.
Darstellung und Plazierung von Link-AnkernIn Hypertexten gibt es die unterschiedlichsten Methoden zur Anzeige und Plazierung von Link-Ankern. Link-Anzeigen können direkt in den Text integriert sein, oder aber sie werden von diesem getrennt angezeigt.Sind die Anzeigen direkt in den Text integriert, so spricht man von eingebetteten Anzeigen (embedded links). Eine Technik zur Darstellung dieser eingebetteten Anzeigen ist die Markierung des Wortes selber, das dann Hotword oder Hot Spot genannt wird. Die Markierung kann durch farbliche Hervorhebung, durch Blinken, durch einen Fontwechsel oder durch die Umrandung des Wortes vorgenommen werden. Der Link-Anker ist in diesem Falle das Wort selber, d.h. um zu dem Knoten zu gelangen, auf den der Link verweist, muß die Leserin einfach das markierte Wort mit der Maus anklicken. Eine weitere Möglichkeit zur Darstellung eingebetteter Anzeigen besteht darin, dem Wort ein kleines Ikon (embedded button) voranzustellen oder anzuhängen, das auf das Vorhandensein eines Link-Ankers hinweist. In manchen Hypertext-Systemen sind die Hotwords selber nicht markiert, es ändert sich lediglich die Cursorform, wenn er über sie hinwegfährt - er wechselt seine Form dann entsprechend des unter ihm liegenden Link-Typs. Das Hypertext-System Guide der Firma OWL ist ein Beispiel für ein solches System. Ein Vorteil dieser "unsichtbaren" Linkanzeigen besteht darin, daß der Lesefluß durch die Hervorhebungen nicht unnötig beeinflußt wird. Insbesondere dann, wenn ein Knoten viele Links unterschiedlicher Art enthält, kann sich die permanente Markierung eingebetteter Anzeigen sehr störend auf den Leseprozeß auswirken.
In einigen Hypertexten findet eine strikte Trennung zwischen dem Textteil und dem Anzeigenteil für die Links statt. Die Links können dabei entweder ständig aktiv/sichtbar sein oder müssen explizit von der Leserin, z.B. über ein Menü, aufgerufen und aktiviert werden. Ein Vorteil der Verwendung von Menüs könnte darin bestehen, daß vielen Leserinnen diese Art der Interaktion aus anderen Anwendungsprogrammen vertraut ist. Der Nachteil der räumlichen Separierung von Text und Linkanzeige könnte in einer reduzierten Bereitschaft der Leserinnen liegen, diesen Links zu folgen. Diese reduzierte Bereitschaft kann aber auch als Vorteil ausgelegt werden, da so ein unkontrolliertes, chaotisches Navigieren im Hypertext verhindert bzw. reduziert werden kann. |